Willkommen zur neuen Ausgabe des fcsg Briefing!
Heute
Die 1. Mannschaft trainiert um 10 Uhr im Gründenmoos. Der Nachmittag dient der Regeneration.
Am Mittag findet wie üblich die Medienkonferenz vor dem Spieltag mit Trainer Peter Zeidler statt, welche live auf FCSG.TV mitverfolgt werden kann.
Glosse
Vorweg: Zum Zeitpunkt, als diese Zeilen geschrieben werden, steht noch nicht fest, ob Basel und die Young Boys diese Saison weiter im europäischen Geschäft dabei sind.
Wie erlebt der St. Galler Fan entscheidende Spiele der Konkurrenz, in welchen es sportlich und finanziell um viel geht? Mutiert er zum Fan des Schweizer Klubfussballs und fiebert mit? Hofft er auf grösstmöglichen Misserfolg und (schaden-)freut sich, wenn dieser eintritt? Oder… gar nicht?
Zumindest interessieren sollte sich der FCSG-Fan für die europäischen Spiele der Konkurrenz, denn die mittel- und langfristigen Auswirkungen auf den eigenen Klub sind gross. Aber welche Seite er dabei einnehmen soll, kann nicht eindeutig beantwortet werden. Vielleicht spielt dabei sogar die politische Gesinnung eine Rolle.
Im unserem Szenario 1 haben die Liga-Krösusse international Erfolg. Dadurch verbessert sich die Situation der Schweiz in der UEFA-Fünfjahreswertung. Kann sich der FC St. Gallen in die europäischen Ränge spielen, hat er höhere Chancen auf das Erreichen einer Gruppenphase. Denn ihm werden weniger Steine (Quali-Spiele) in den Weg gelegt. Schafft es der FC St. Gallen sogar regelmässig nach Europa, verbessert sich zudem sein UEFA-Klub-Koeffizient und ihm werden in der Folge tendenziell schwächere Quali-Gegner zugelost. Die Grossen der Liga scheffeln noch mehr Geld und sichern sich über Transfers die grössten Talente des Landes. Dadurch fliesst auch Geld zu den restlichen Klubs der Liga. Das sportliche Niveau der Super League ist im Vergleich zu anderen Ligen gut, weil attraktive Löhne bezahlt werden. Den Meister machen immer die gleichen Klubs unter sich aus, die Stärkenverhältnisse sind klar. Anhänger der Trickle-down-Theorie, die normalerweise eher im rechten Lager des politischen Spektrums zu finden sind, dürften sich von diesem Szenario angesprochen fühlen. Wer rechts wählt, sollte jeder Schweizer Mannschaft auf der europäischen Bühne die Daumen drücken.
Im Szenario 2 scheitern die Liga-Krösusse und der Geldregen für das Erreichen einer Gruppenphase bleibt aus. Weil die grossen Klubs mit UEFA-Einnahmen budgetieren, verkaufen sie kurz vor Transferschluss noch Spieler, um trotzdem Einnahmen zu generieren und gleichzeitig die Lohnkosten zu senken. Jedes Verpassen einer europäischen Gruppenphase erschwert das künftige Erreichen einer solchen, weil der UEFA-Klub-Koeffizient sinkt. Ein Ostschweizer Talent, das irgendwann in einer grossen Liga spielen möchte, macht nicht mehr den Zwischenschritt nach Bern oder Basel, sondern heuert direkt im Ausland bei einem kleineren Verein an. Auch ein Klub wie der FC St. Gallen kann Meister werden, wenn gut gearbeitet wird. Weil der Abstand zu den Spitzenklubs kleiner geworden ist, merkt der kleinere Verein nicht, dass er eigentlich auch ärmer geworden ist. Auf die Politik übertragen, entspricht das Szenario 2 wohl einer Welt, wie sie eher vom linken Lager angestrebt wird. Wer links wählt, darf sich also jederzeit über ein Scheitern von Basel und Bern freuen!